Die Inlanddünen der Geest waren lange Zeit prägend für die Landschaft dieser Region. Doch wie kam es dazu, dass es wandernde Dünen jenseits des Meeres gab? Die eiszeitlichen Sande, die charakteristisch für die Geestlandschaft der norddeutschen Tiefebene sind, wurden nach dem Rückzug der Gletscher langsam aber sicher von Pflanzen besiedelt. Von Heidesträuchern, über Birken und Kiefern bis hin zu Haseln und mächtigen Eichen entwickelte sich hier während der nacheiszeitlichen Jahrtausende eine Waldlandschaft, die durch ihr Wurzelgeflecht eine Erosion verhinderte. Um zu verstehen wie aus diesen Wäldern eine wüste Landschaft entstand, müssen wir die Geschichte der Landnutzung genauer unter die Lupe nehmen.
Im Laufe der Neolithischen Revolution, als die Menschen begannen sesshaft zu werden, um gezielten Ackerbau und Viehzucht zu betreiben, begannen sie die Landschaft um sich herum immer stärker zu beeinflussen. Zum einen geschah dies durch den Feldbau, welcher der Hauptgrund der Sesshaftwerdung war. Hierzu wurden in der Umgebung der Siedlungen Wälder gefällt, verbleibende Wurzelstöcke wurden verbrannt und mühselig aus den zukünftigen Äckern herausgegraben. Da die Geest durch ihren sandigen Boden jedoch sehr nährstoffarm ist, brauchte man eine permanente Düngerzufuhr um den nötigen Ertrag des Überlebens zu erwirtschaften. Dies geschah durch das Vieh, welches jenseits von Höfen und Äckern die Landschaft durchzog und sich eigenständig das Futter suchte und den Dünger in Form von Exkrementen zur Verfügung stellte. Diese wurden gesammelt, indem die Tiere nachts in Pferche eingesperrt wurden, in denen sie dreiviertel ihrer Notdurft verrichteten.
Bei ihrer Futtersuche wurden junge Bäume verbissen und letztlich an ihrem Wachstum gehindert. Während Rinder und Pferde für einen mäßigen Verbiss sorgten, waren es die weitverbreiteten Schafe und ganz besonders Ziegen, welche ein Nachwachsen der Gehölze stark verhinderten. Zahlreiche Grundherren nutzen überdies hinaus den Wald als eine Spardose für ihre zahlreichen und kostspieleigen Kriege, sodass viele Waldungen Kahlschlägen zum Opfer fielen. So wurde aus einstigem Waldland im 18. und 19. Jahrhundert Offenland, in dem über weite Strecken Heidekraut dominierte.
Ein großes Problem war jedoch, dass es damals nicht genügend Stroh gab, um den Dung des Viehs zu binden. Als Einstreu diente deshalb zuerst das eingesammelte Laub des Waldes, was den Bäumen zusätzlich Nährstoffe entzog. Später als der Wald immer weiter zurück gedrängt wurde und in der Heidelandschaft nur noch wenige Bäume zu finden waren, wurden die Heidesträucher selbst als Einstreu genutzt; mitsamt ihren Wurzeln wurden sie aus dem sandigen Grund gestochen um vermischt mit dem Dung des Viehs auf den kargen Äckern eine Ernte zu ermöglichen.
Als Folge dessen blieb kein Sandkorn mehr auf dem anderen, wenn der Wind durch die malerische Landschaft pfiff. Einmal in Bewegung überwehten die Dünen auch noch existierende Heidesträucher und schufen teilweise eine wüstenartige Landschaft.
Um ein Voranschreiten der Erosion zu verhindern und freilich auch, um die herrschaftlichen Kassen erneut zu füllen, wurden im 19. Jahrhundert zahlreiche Bestrebungen unternommen durch Aufforstungen den Waldanteil zu erhöhen. Vor allem die genügsamen und für die Holzproduktion gut nutzbaren Kiefern wurden durch die forstlichen Akteure bevorzugt angebaut. Die von Armut gezeichnete Landbevölkerung wurde aus Kiefernwäldern vertrieben, da diese für sie fast genauso unbrauchbar wie Dünensand waren.