Friedlich schlängelt sich die Ohe durch das saftige Grün der Wiesen und Wäldchen. Im südlichen Bereich ihres Verlaufes steht der wertvolle Lebensraum ihrer Flusslandschaft unter Naturschutz und bietet bedrohten Arten ein wichtiges Refugium.
Ein unberührtes Fleckchen Natur ist die Ohe allerdings nicht mehr. Im nördlichen Verlauf wurde sie größtenteils flurbereinigt und so werden ihre Ufer heute meist landwirtschaftlich genutzt. Im Süden des Ohetals, wo das Naturschutzgebiet die Tier- und Pflanzenwelt zu bewahren versucht und nur noch Weidewirtschaft erlaubt ist, zeigt sich der kleine Fluss noch von seiner schönen Seite. Einst waren die Ufer der Ohe von Niedermooren umgeben, in die die hiesige Bevölkerung ihre Tiere trieb, sodass sie sich dort ihr Futter suchen konnten. Flankiert von Schilf schlängelte sich der kleine Fluss durch die feuchte Niederung in der jahrhundertelang die Menschen wirtschafteten.
Vor allem Mühlen spielten für die damalige Landbevölkerung eine entscheidende Rolle. So ist Börger ein uralter Mühlenstandort und noch heute trägt die Gemeinde einen Mühlstein in ihrem Wappen. Auch an der Ohe stand eine alte Wassermühle, die urkundlich das erste Mal im Jahr 1170 Erwähnung fand. Seit alters her wurde dort mit der Kraft der Natur das Korn gemahlen. Auch ölhaltige Früchte wie Bucheckern oder Leinsamen wurden dort gepresst. Die Bucheckern waren leicht zu finden, da sie in reichen Mastjahren einfach vom Waldboden aufgelesen werden konnten. Die Leinsamen, bzw. die Samen des Flachs, wurden wiederum gezielt angebaut. Da ihr Öl bis zu 50% aus wertvollen Omega-3-Fettsäuren besteht, waren Leinsamen für die Ernährung in der kargen Geestlandschaft enorm wichtig. Außerdem wurde der Flachs zur Herstellung von Textilien und Stricken genutzt.
Doch die Mühle im Ohetal diente nicht nur der Lebensmittelproduktion. Ihr eigentlicher Name „Walkemühle“ deutet schon darauf hin, was hier produziert wurde: Wollwalk. Schafe spielten im Leben der Geestbauern schon immer eine sehr entscheidende Rolle. Sie prägten durch ihr Fraßverhalten auf der einen Seite die Landschaft, sodass der Hümmling über weite Strecken von Heidesträuchern geprägt war. Diese wiederum ermöglichten es der Bevölkerung mit ihren Bienen reiche Honigernten einzubringen, was ebenfalls im Gemeindewappen Börgers abgebildet ist. Die Schafwolle stellte neben diesem Honig das einzige Exportgut dar, das über den Hümmling hinaus gehandelt wurde. Um die Wolle wasser- und winddicht zu machen, war es notwendig sie mechanisch zu bearbeiten. Durch Kneten, Reiben, Drücken und Stauchen in lauwarmem Wasser wurden die Wollstoffe verfilzt bzw. gewalkt wodurch die Textilien ihre gewünschten Eigenschaften erhielten.
Um die Walkmühle zu betreiben, wurde an den Ufern der Ohe ein großer Mühlteich angelegt, der heute allerdings wieder verschwunden ist. Der dazugehörige Mühlendamm besaß sogar noch eine weitere Bedeutung. Er stellte lange Zeit die einzige Überquerung des von Moorflächen umgebenen Flusses dar, sodass dies der einzige Transportweg in West-Ost-Richtung war auf denen Honig und Wollprodukte gehandelt werden konnten.
In dem Wasser des Mühlteichs wurden auch teilweise Fische gehalten. Damals war ein ganz besonderer Fisch in der Ohe heimisch und wurde dort des Öfteren gefangen: Der Lachs. Heute gibt es keine Lachse mehr in diesem Gewässer.