Zwei Lebensräume, die unterschiedlicher fast kaum sein könnten, treffen sich hier an dieser Stelle. Im Nordwesten erstreckt sich die flache Auenlandschaft der Ems, im Südosten erheben sich die Ausläufer der sandigen Geest.
Über die Jahrtausende hinweg überflutete die Ems die Ebene, die sich unterhalb dieses Weges erstreckt. So sorgte der Fluss durch die herbeigeschwemmten Sedimente für einen fruchtbaren Boden. Erlen, Weiden und Pappeln bildeten an ihren Ufern wertvolle Auwälder, die im Wechsel mit Schilfgürteln und Wasserflächen ein Labyrinth schufen, das nur Ortskundige zu durchqueren vermochten. Der Strom als solches stellte aber schon früh eine hervorragende Verkehrsverbindung dar. Mit Flößen aus Einbäumen und später auch mit richtigen Booten ermöglichte die Ems den Austausch und Handel für die Bevölkerung dieser Region. Selbst römische Legionen nutzten diesen Fluss während ihrer Feldzüge durch die „Germania magna“ als Transport-Infrastruktur. Einer dieser Stämme, die das Imperium Romanum zu unterwerfen versuchte, waren die Amsivaria, die „Ems-Leute“. Der natürliche Reichtum, der sie damals umgab, ist heute nur noch schwer vorstellbar: Riesige Kolonien von Reihern brüteten in den Wipfeln der Bäume, Flussotter und Biber lebten in den Gewässern und auch Elche und Auerochsen zogen durch diese Landschaft. Der einst ungezähmte Fluss schlängelte sich in zahlreichen Mäandern, auch Flussschleifen genannt, durch das Land. Aufgrund der natürlichen Querzirkulation des Wassers war das Flussbett alles andere als statisch und so veränderte die Ems permanent ihren Lauf. Teilweise wurden diese Flussschleifen vom Hauptstrom wieder abgetrennt, wenn sich die Ems einen neuen Weg durch das Land suchte. Altarme entstanden, die im Verlauf der Jahrhunderte wieder verlandeten. In diesem stetigen Tanz des Flusses schlängelte sie sich einst bis genau zu dieser Stelle. So gesehen, steht man an diesem Ort an einem uralten Flussufer.
Ganz im Gegensatz dazu steht die Geest. Während der letzten Eiszeit, als das Land durch die nahen Gletscher kalt und kahl war, verstreuten eisige Stürme Abermillionen Tonnen Flugsande in der Norddeutschen Tiefebene. Vom Wind über das karge Land verteilt, entstanden teilweise riesige Dünen. Als es nach der Eiszeit wärmer wurde, besiedelten immer mehr Pflanzen die Sandböden des Nordwestens und hielten den Boden durch ihre Wurzeln fest. Dies waren zu Beginn vor allem Heidesträucher, Birken, Kiefern, Weiden und verschiedene Gräser. Mit der Zeit und der voranschreitenden nacheiszeitlichen Erwärmung wichen die Birken langsam Haseln, Eichen und Erlen. Zweifelsohne betraf diese Veränderung nicht nur die Geest, sondern die gesamte Welt. Nichtsdestotrotz ist die Geest durch die eiszeitlichen Sande, die sie bis heute prägen, ein sehr nährstoffarmer Standort. So waren die landwirtschaftlichen Erträge auf der Geest stets sehr bescheiden und die Bevölkerung musste seit den Jahrtausenden der Sesshaftwerdung eine aktive Düngung vornehmen. Vieh spielte dabei eine fundamentale Schlüsselrolle: Anders als heute wurde damals bei weitem nicht jeden Tag Fleisch gegessen. Die Tiere hatten neben den Funktionen als „Notreserve“ für die Ernährung im Winter und als Wärmelieferant in den Wohnstallhäusern eine ganz entscheidende Rolle: Sie waren Nährstoffsammler. Von Hirten oder den eigenen Kindern in die Umgebung getrieben, konnten die Tiere sich eigenständig ihr Futter suchen. Da sie nachts zurück in ihre Ställe und Pferche getrieben wurden, konnte man dort ganz einfach die ausgeschiedenen Nährstoffe sammeln und zusammen mit dem Einstreumaterial auf die Felder bringen. Dieses clevere Prinzip wurde über Jahrtausende praktiziert und sicherte den Bewohnern der kargen Geest einen ausreichenden Ertrag auf den armen Sandböden dieser Region.