Manchmal sieht man den Kanal vor lauter Bäumen nicht. Was auf den ersten Blick aussieht wie eine lange bewaldete Senke im Boden ist in Wirklichkeit die bewaldete Trasse eines nie fertiggestellten Kanals.
Als alternative Strecke des Dortmund-Ems-Kanals sollte der Seitenkanal Gleesen-Papenburg die Fahrzeit der Binnenschiffe minimieren, da durch ihn sechs Schleusengänge gespart worden wären. Die Planung des Vorhabens begann 1936, mit den Bauarbeiten wurde 1938 begonnen. Auf den bereitgestellten Streckenabschnitten mussten zahlreiche Äcker aufgegeben werden. Um diese zu kompensieren, bestand der Plan der NS-Regierung darin, die verlorenen Flächen dafür am angrenzenden Tinner Loh zu roden und landwirtschaftlich zu nutzen. Diesem Vorhaben stellte sich jedoch der damalige Landrat entschieden entgegen mit der Begründung, dass der besagte Wald so einzigartig sei, dass eine Vernichtung des Tinner Lohs einen unwiderruflichen Verlust eines der wertvollsten Wälder des Emslands bedeutet hätte. Im Jahre 1942 wurden die Kanalbauarbeiten schließlich eingestellt, da sie nicht von kriegsentscheidender Relevanz waren. Einzelne Bereiche waren zu diesem Zeitpunkt schon fertiggestellt und führen bis heute Wasser. Diese Stellen sind heute bei Anglern sehr beliebt da sie eine Vielzahl an Fischen beherbergen.
Der hiesige Abschnitt des im Volksmund auch „Adolf-Hitler-Kanal“ genannten Seitenkanals ist jedoch nie fertiggestellt worden und wurde seit 1942 mehr oder weniger der Natur überlassen. Somit bietet dieser Bereich einen spannenden Einblick in die natürliche Rückeroberung eines Lebensraumes.