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Von mächtigen, knorrigen Eichen gesäumt, verläuft die Historische Straße in einer geraden Linie – soweit, dass der Betrachtende glauben könnte, sie habe kein Ende. Mit ihrem weitestgehend erhaltenen Kopfsteinpflaster und der idyllischen Landschaft aus Wäldern und Feldern fühlen sich Wandernde fast in eine andere Zeit versetzt.
Schon seit dem 16. Jahrhundert ist an dieser Stelle eine alte Handelsstraße in den Karten dieser Region verzeichnet. Neben bedeutenden Fernhandelswegen der Hanse wie die „Friesische Straße“ von der Stadt Norden nach Münster oder die von Flandern bis nach Jütland verlaufende „Flämische Straße“, gab es weitere Wege durch das alte Emsland. So wie
dieser alte Weg, der von Ostfriesland über Klein Berßen, Haselünne und Bramsche bis nach Osnabrück führte. Freilich waren jene alten Wege zur damaligen Zeit alles andere als befestigte Straßen, wie sie einst die Römer bauten. Die tief eingefahrenen Spurrillen wurden bei dem häufig feuchten Wetter des Emslands zu einer wahren Herausforderung für Zugtiere und Kutscher und nicht zuletzt für die Händler, die auf ihre Waren warteten.
Nach einer lange währenden Planungsphase sollte sich daran schließlich etwas ändern. Von 1843 bis 1857 wurde die gesamte Straße auf dem damaligen Gebiet des Amtes Haselünne gepflastert und ausgebaut. Dies hatte jedoch seinen Preis: Die 13 Gemeinden Haselünnes wurden dazu verpflichtet, Spanndienste, Arbeitskraft und Geld zu leisten. Es ist kaum verwunderlich, dass dies bei dem Ausbau einer Transitstrecke, die primär dazu diente, Waren an den Haustüren der Bewohner vorbei zu transportieren, auf wenig Begeisterung stieß. Während in ganz Deutschland die Bevölkerung in der Märzrevolution gegen die Belastungen durch die Obrigkeit aufbegehrte, schlossen sich auch die Bewohner von Klein- und Groß Berßen den Protesten an. Schließlich blieb die Revolution von 1848 weitestgehend erfolglos. Mit harter Hand wurde das Geld eingetrieben, was die Landbevölkerung in den Augen der Obrigkeit schuldig geblieben sei. Auch die säumigen Hilfsarbeiten wurden ohne Pardon eingefordert und zusätzliche Strafzahlungen verhängt. So sollten im Jahre 1857 die Wagen der Händler unbeschwert die Gemeinden passieren, deren Schweiß und Tränen durch dieses Bauwerk nicht in Vergessenheit geraten.
Heute sind die Klein Berßener stolz auf ihre Historische Straße, die als letzter Abschnitt dieses Handelsweges in einer sehr ursprünglichen Form erhalten blieb. So pflanzte im Jahr 2007 der Heimatverein Berßen 2000 Osterglocken, die jedes Frühjahr, wenn das zarte Grün der alten Eichen zu sprießen beginnt, der Straße ein unvergleichliches Farbspiel schenken.